Auch wenn sie auf den ersten Blick nicht immer so aussehen: Es sind echte Häuser, die ernst genommen werden wollen.
Sie verbreiten gute Laune, verbrauchen wenig Energie und sind die Antwort auf immer größer, immer teurer, immer luxuriöser. Auf überschaubarem Raum bieten Tiny Houses alles, was man zum Leben so braucht. In Berlin wurde kürzlich ein Prototyp vorgestellt, der mit einer Wohnfläche von 6,4m² auskommt. Bei einer Deckenhöhe von 3,40 Meter ist Platz für Bett, Sofa, Schreibtisch, Küchenzeile, Dusche und Toilette.
So eine extreme Minigröße reicht den meisten Käufern natürlich nicht. Die meisten der charmanten Winzlinge sind zwischen 15 und 40 Quadratmeter groß, werden vor Ort montiert oder wie ihre US-Vorbilder als rollendes Heim auf Rädern geliefert. Sie kosten je nach Größe und Ausstattung zwischen 20.000 und 50.000 Euro, bei gehobener Ausstattung kann es auch teurer werden. Bausätze zur Selbstmontage gibt es bereits ab 10.000 Euro.
Der mobile Minitrend kommt aus den USA und entstand aus dem Wunsch, sich auf das wirklich Wichtige zu konzentrieren, alles Überflüssige wegzulassen und mit seinem rollenden Heim nicht auf einen Ort fixiert zu sein. Sich dort niederlassen, wo es einem gefällt. Weiterziehen, wenn neue Ziele locken. Und das mit einem bezahlbaren Heim auf dem Anhänger. In den Staaten gelten Häuser auf Rädern nicht als Gebäude, sondern als Wohnmobile und unterliegen somit nicht dem Baurecht. Und wenn die rollenden Smarthomes bestimmte Abmessungen nicht überschreiten, sind sie sogar ganz zulassungsfrei.
Wohnen to go. Bei uns funktioniert das angesichts von Bauvorschriften und Genehmigungspflichten nicht ganz so einfach (siehe Infobox).
Die Tiny Houses werden in Deutschland gerade jetzt stark nachgefragt – und sollen ganz unterschiedliche Bedürfnisse und Kundenwünsche erfüllen. So erfreuen sich in Zeiten veränderter Arbeitsbedingungen durch die Pandemie die Minihäuser gerade bei Eigenheimbesitzern großer Beliebtheit – sie richten sich auf ihrem Grundstück in den Minihäusern ein abgeschlossenes Homeoffice ein. Ein anderer möglicher Kundenstamm sind Startups, die am Anfang nur wenig Grundfläche benötigen, und sich für ein Tiny House im Baukastenprinzip entscheiden. Diese sogenannten Modulmodelle werden immer beliebter und können, je nach Bedarf, ständig erweitert werden. Eine weitere große Gruppe sind Menschen, die sich ihren Freizeittraum von einem Haus in der Natur erfüllen wollen. Ganz individuell, ganz nach ihren persönlichen Wünschen gestaltet. Mittlerweile gibt es über ganz Deutschland verteilt Tiny House-Dörfer. Das erste entstand 2017 in Mehlmeisel (Fichtelgebirge), umfasst momentan 21 Häuser mit 30 Bewohnern.
Die Nachfrage steigt, Grundstücke werden immer knapper und teurer – und damit dürften die Minis mit ihren perfekt geplanten Grundrissen für viele Bedürfnisse realisierbare, kostengünstige Lösungen bieten. Sie sind modern, pflegeleicht, sehen gemütlich aus und zwingen den Besitzer, auf Überflüssiges zu verzichten. Ganz nach dem Motto: Reduzieren und genießen!
Das muss vor dem Bau beachtet werden
Auch wenn das geplante Objekt überschaubar klein ist, so ist der Bau eines Hauses immer genehmigungspflichtig. Für alle baulichen Anlagen, die im Erdboden verankert sind, gilt das Bauordnungsrecht. Das bedeutet: Vor der Errichtung eines Minihauses muss ein Bauantrag bei der zuständigen Behörde gestellt werden (je nach Bundesland und Gemeinde gelten hier unterschiedliche Bestimmungen).
Um zu prüfen, wie die Chancen für eine Genehmigung stehen, sollte eine Bauvoranfrage gestellt werden. Auch wenn hier die Ampeln auf grün stehen, muss trotzdem ein Bauantrag eingereicht werden. Selbst wenn das Tiny House mobil ist., also auf Rädern steht, braucht es die behördliche Zustimmung, wenn dauerhaft darin gewohnt wird. Der Besitzer kann es nicht einfach auf einer Wiese abstellen. Er benötigt Baugrund und Infrastruktur — einen Anschluss an das Straßennetz, an die Kanalisation sowie das Wasser- und Stromnetz.





